„Die Burgruine Weißenstein, ehemaliges Kurfürstliches Schloß, von Sagen und
Mythen umrankt, faszinierte mich schon von Kindheit an, Träume waren es oftmals,
wie könnte die Ruine einmal ausgesehen haben? Das „Burgfieber“ packte mich
und ließ mich bis heute nicht mehr los.“
– so beginnt Herr Zinke
bei seiner schriftlichen Ausarbeitung der Rekonstruktionsarbeit, und führt
etliche aussagekräftige Unterlagen auf, die er für seine umfangreiche Arbeit
benötigt und herangezogen hat.
Wer noch detailliertere Unterlagen in Erfahrung bringen will kann dies Nachlesen in dem von Herrn Zinke herausgebrachtem Taschenbuch „Burg Weißenstein“, „Der
kleine Führer“. Selbstverständlich können Sie diesen Burgführer bei Herrn
Zinke, oder aber direkt im Museum „Fressenden Haus“ auf Weißenstein erwerben.
Aber auch die Postkarten können bei Herrn Zinke selbst erworben werden.
Das Ganze, so Zinke, wurde wie ein Puzzle mit den Erkenntnissen und dem Wissen
als Architekt systematisch zusammengefügt und zeichnerisch dargestellt.
Erschwerlich war das Fehlen von historischen Unterlagen über den Burgenbau
Weißenstein.
Trotzdem empfinde ich es als meine Pflicht, den Rekonstruktionsversuch der Öffentlichkeit
zu übermitteln.
So denke ich, dieser Rekonstruktionsversuch ist von allgemeinem öffentlichem
Interesse.
Die bildliche Darstellung entspricht den architektonischen Untersuchungen,
die durch die archäologischen und vermessungstechnischen Vorgaben weitgehend
gedeckt sind.
|
Um die links angzeigte Luftaufnahme zu vergrössern, klicken Sie sie bitte an. Achtung: Die angezeigte Grafik benötigt einiges an Ladezeit. |
Die Burganlage: Typische Höhen- oder Gipfelburg
Die Darstellung der Grundriss- und Ansichtsplänen mit Teilschnitten und Höhenangaben
von Ebene 1 = 720 m über NN bis Oberkante Zinnen Westturm oder Bergfried =
765,61 mm über NN, plus Dachkonstruktion, Höhe ca. 6,00 bis 8,00 m, was eine
Gesamthöhenentwicklung von ca. 52 Metern bedeutet.
Um die links angzeigte Skizze des Keller – Grundrisses zu vergrössern, klicken Sie sie bitte an. |
Die gesamte Anlage war eingerahmt von einer Ringmauer oder „Bering“ genannt,
mit umlaufendem Wehrgang, Wandstärke 2,50-1,25 m, Höhe bis ca. 14 m. Der Verlauf
der Ringmauer ist auf alten Katasterplänen noch erkennbar. Zur Aussteifung
und zu Verteidigungszwecken wurden Türme im Ober- und Unterburgbereich errichtet.
Die Umrisse der Türme bzw. Ringmauern wurden den Geländeformationen und dem
Bergrücken angepasst, was teils schiefwinkelige und polygone Grundrisse ergab.
|
||||
Zum Vergrößern der oben angezeigten Skizzen, diese bitte anklicken. |
Oberburg:
Westturm oder Burgfried, heute noch gut erhalten,
bestehend aus Eingangsbereich und Zugang aus ehemaliger Wohnburg auf einer
Ebene in Höhe von 765 m über NN,
mittels Zugbrücke. Dieser Teil galt als letzter Zufluchtsort, was der darunter
liegende Vorratskeller beweist. Keller und Eingang waren bzw. sind mit Steingewölben
versehen. Darüber waren Holzdecken und Holzböden eingezogen, Ansätze der Gewölbe,
im Eingangsbereich noch erkennbar, ebenso die Teilung des Kellers bzw. der
Eingangszone, bestehend aus Treppen zur 3. Wohnebene und zum Zinnenbereich,
Aufenthaltsraum und Abtritt (Klo). Aufmaß der Türme: ca. 10 x 9 m, Wanddicken
2,50 bis 1,50 m.
Lichtöffnungen wurden mit Schießscharten erreicht. Die Schießscharten sind Öffnungen
in den Mauern, welche es ermöglichten, dass man immer dorthin zielen konnte,
wo der Feind sich gerade aufhielt. Deshalb sind die Spalten nach innen aufgeweitet
und mit Brüstungsnischen versehen, um sich mit der Armbrust dem engsten Teil
der Scharte nähern zu können. Bei dicken Mauern wurden die Scharten nach außen,
innen oder beiden Seiten erweitert und in die Breite angelegt. Am Westturm
und in den Mauerresten ist die noch deutlich erkennbar.
Wohnburg:
Erreichbar über Vorburg („Fressendes Haus“ sichtbare Steinkonsolen für Wehrgang),
Burgfried “ Wehrgang “ Nordturm, aber auch über Südturm und Unterburg. Die
Wohnburg hatte eine eigene Vorburg mit doppelter Toranlage aus schwerem Granitgewände,
Aufenthaltsräume für Wachen mit Schießscharten. Diese Ebene in Höhe von 743
m über NN hatte keine Zugangsmöglichkeit zum Südturm, wohl aber zum darunter
liegenden Burgverlies mit geteiltem Kerker und Folterraum.
Um die Gesamtansicht von Süden zu sehen, bitte die obige Grafik anklicken.
Ebene 1. Obergeschoß:
Höhe ca. 749 m über NN, Rittersaal ca. 70 m² mit Kachelofen oder
offenem Kamin, Nebenräume wie Küche, Lager und Abtritt, Zugang über Südturm
(Türöffnung mit Segmentbogen noch gut erkennbar) und innenliegender Wohnburgtreppe.
Das gesamte Außenmaß des Wohnbereiches betrug ca. 40 x 9 m.
Ebene 2 und 3
waren reine Wohnbereiche mit Schlafkammern,
Salons, Bibliothek, Abtritt mit Waschgelegenheit usw. Die Stockwerkshöhen sind
noch deutlich an den Mauerresten erkennbar und dürften 4 – 4,50 m betragen
haben. Der westliche Bereich könnte
auch ein Zwischengeschoß zur Überbrückung der Felsformationen gehabt haben.
Hinweise zeigt der Stich von Wening.
Die Wohnburg
war östlich eingebettet zwischen Süd- und Nordturm. Das schmale, längliche
Rondell ist ca. 14 m lang und i.M. 5 m breit. Auf diesem erkennt man ein viertelkreisförmiges
Fundament, welches einer Zisterne zum Auffangen von Regenwasser diente.
Der Südturm
mit Ausmaß von ca. 7/9 m Größe gründete fundamentmäßig in den Bereich der
Unterburg, die Turmfunktion, war Treppen- und Wehranlage. Er hatte auch eine
Zugangsmöglichkeit für ankommende Gäste im Wirtschaftshof der Unterburg und
zum Besuch der Schlosskapelle. Die Lage des Südturms ist noch klar durch eine
noch vorhandene Verzahnung an der Südwand der Wohnburg erkennbar.
Im Nordturm
waren Treppen und Wirtschaftsbereiche
untergebracht. Grabungen und div. Funde beweisen dies. Der Turm mit Ausmaßen
von ca. 9/9,5 m und einer Höhe von ca.
25 m war auch Wohn- und Wehrbereich (Wehrgangsverbindung mit Vorburg „Fressendes
Haus“). Der Turm ruht auf ca. 2,5 m dicken Fundamenten.
Ein legendärer Pulverturm
war sicherlich zwischen Südturm und Vorburg auf der Höhe des Burgfriedes vorhanden
(Lage günstig wegen eventueller Explosionsgefahr!).
Ebene Unterburg,
östliche Begrenzung durch Bering mit Wehrgang zwischen Vorburg und Torturm
(720 m über NN), südliche Begrenzung Wirtschaftsgebäude, Stallungen, massive
Scheunen, Wasch- und Mannschaftsgebäude und Wehrgang Richtung Westen mit Anschluss
an Pfahl. Heute noch erkennbarer, stark überwachsener Wall.
An der östlichen Ringmauer wurden später Gebäude mit Pultdächern angebaut,
z.B. Bäckerei, Schmiede, Pfarrhof und Rechtspfleger.
Die Burgkapelle
lag zwischen Unterburg und Burgfried, eingebettet
von Obstbäumen und Burgbrunnen.
(720 m über NN).
Der Anblick der höchst malerisch angelegten Burganlage lässt den Besucher
die stürmischen Schicksale der Burg vergessen.
© Dipl.-Ing. Architekt Walter Zinke
Die Freunde der Burganlage Weißenstein e.V. bedanken sich sehr herzlich bei
Herrn Zinke
für die Bereitstellung dieser Ausarbeitung, sowie der Überlassung
von Bild-, Skizzen- und Planmaterial.