zur Startseite
 
Zur Geschichte von Weißenstein (von Ingeborg Seyfert)

Bis zur Bildung der Gemeinden im Jahr 1808 ist die Geschichte
von Weißenstein, der Häuser und umliegenden Höfe, nicht recht zu trennen von
der Geschichte des Pfleggerichtes Weißenstein, das unter anderem auch die „vier
Dörfer“, Langdorf, Schöneck, Kohlnberg und Schwarzach umfasste.
Wegen der Entlegenheit zur Burg, dem Sitz des Pflegsbeamten, hatten diese
vier Dörfer einen eigenen Amtmann.

Die nachstehenden Daten befassen sich demnach auch überwiegend mit den Herren
von Degenberg,
die von 1308 bis 1602 Herren der Herrschaft Weißenstein waren.

Es begann mit den Grafen von Bogen, deren Ministeriale die Degenberger auch
bereits gewesen sein sollen.

Ca. 1060: Die Grafen von Bogen werden Vögte des Klosters
Niederaltaich, d.h. sie übernehmen den militärischen Schutz.
Um 1100/50: soll die Burg Weißenstein von den Grafen von Bogen
erbaut worden sein.
1218: Bertold Graf von Bogen war Herr der Burg Weißenstein
und der Güter rundum (Streubesitz, keine Aufzeichnungen), weilte als
Kreuzzugsteilnehmer in Cäsarea, wo er eine tödliche Wunde erlitt.
1242: Graf Albert IV. von Bogen stirbt. Erbe: sein Stiefbruder
Herzog Otto von Bayern, Sohn des Wittelsbachers Ludwig der Kehlheimer und
Ludmilla, Witwe von Albert III. von Bogen, geb. Przemysl, aus Böhmen.
1244: Erste URKUNDLICHE Erwähnung des „Castrum Weizzenstein“
(Der Zehent u.a. von Weißenstein und Schüttenhofen wurde an
das Kloster Niederaltaich verliehen).
1308: Burg Weißenstein und drei Sölden (mehr Häuser gab es
noch nicht), wurden vom Herzog von Bayern an Eberwein von Degenberg verliehen,
exakt: verpfändet.

Die Degenberger waren emsig bestrebt ihre Herrschaft zu vergrößern. Sie erwarben  überwiegend
Güter von den Ministerialen-Geschlechtern, die noch von den Grafen von Bogen
eingesetzt worden waren und die dem Kloster Niederaltaich so manches Gut „entfremdet“ hatten.

Die Degenberger verstehen es, obwohl selber (noch) Ministeriale des Herzogs,
andere Hofmarksherren sich dienstbar zu machen und als Offizialen da und dort
einzusetzen und sich neue Dienstgefolgschaft heranzuziehen.

1421: Erwerb des sogenannten „Propsthofes“ auf dem Linken Ufer
des Regenflusses bei Regen.
Lässt SPITAL daraus machen, ließ Kapelle „Hl. Geist“ erbauen,
stiftete 1426 „ewige Messe“ dahin, gab 7 Güter dahin zur Sicherung,
diese waren zuvor bei der Kapelle der Burg Weißenstein, der Kaplan
zur Burg Weißenstein blieb.
1434/38: wurde das erste Salbuch der Degenberger angelegt. Darin sind erwähnt:
8 Ortschaften mit den dazugehörenden Sölden und Gütern.
1438:  Hans der Ältere Degenberger teilt unter seinen beiden Söhnen
Jakob und Hans d. Jüngere.
Letzterer erhält: Schloß und Kasten Weißenstein mit Wildbann,
Fischerei, Bau
(Landwirtschaft), Tafern zu Regen (Wirtshaus), Zehent zu Weißenstein
und Maut zu Zwiesel, sowie die Gült aus folgenden Gütern: Dorf
Weißenstein, Markt Regen (den Zehent ausgenommen, der zum Hl. Geist
Spital gegeben und dort ewiglich bleiben soll), Ebenhof, den Hof zu Matzelsried,
den Hof bei Weißenstein (Thurnhof), ein Gut zu Schützing (Schützenhof),
2 Höfe zu Kattersdorf, die Höfe zu Sumpering.
1464: 14. Januar: Herzog Sigismund bestimmt für sich, seine Brüder
und Erben, dass die Degenberger ihre Schlösser und Besitzungen „als
ihr eigen und erblich Gut innehaben“, ebenso alle Güter, Wildbann
und Fischerei. Degenberg und Weißenstein: Reichslehen (eventuell
erst ab 1487).
1465: 21. März: Den Degenbergern wurde die Reichsfreiherrenwürde
von Kaiser Friederich III. verliehen. Damit wurden sie in den Reichsverband
aufgenommen.
1466: Gründung des Böcklerbundes.
1468: 05. August:
Im Zusammenhang mit den Streitereien Herzog / Böckler verlangt Herzog
Albrecht die 4 Dörfer von Degenbergern zurück, aber diese sträuben
sich.
05. Dezember:
Burg Weißenstein wird von den Truppen des Herzogs erobert.
1487: Tod von Hans (IV) von Degenberg
02. August:
Kaiser Friedrich III. gibt den Lehenbrief für die Degenberger für
Degenberg, Zwiesel und Weißenstein.
Es wird die Hohe Strafgerichtsbarkeit zuerkannt.
1489: 14. Juli: Löwlerbund in Cham gegründet (gilt als der erste
Verfassungs-Streit in Bayern).
König Wladislaw von Böhmen wird um Schutz der Burgen der Aufständischen
gebeten (insgesamt 78).
1493/94: Aussöhnung zwischen Herzog und Degenberger.
Herzog Albert IV. bewirbt sich beim Kaiser um die Anwartschaft auf
die REICHSLEHEN der Degenberger.
1539: 22. Dezember: Herzog Ludwig überließ Johann von
Degenberg die Verwaltung des Landgerichts Regen für den Gegenwert
von 1.000 Gulden.

 


Um den links angezeigten Kartenausschnit zu vergrössern,
klicken Sie Ihn bitte an.

Achtung:
Die angezeigte Grafik benötigt einiges an Ladezeit.

 

1602: Tod von Hans (VIII) von Degenberg, ohne Erben!
Verhandlungen in Prag beim Kaiser wegen des Heimfalls der Degenbergischen
Güter an den Herzog von Bayern.
1607: 26. Februar: Degenbergischer Besitz fällt an den bayerischen
Herzog.
1641: Die Schweden hausten auf der Burg, erneut ist eine Renovierung
notwendig.
1648: Der Abt von Oberaltaich, Vitus Höser, flüchtet
vor den Schweden nach Weißenstein, das mit Palisaden geschützt
worden war.
Der Abt schwärmte von der romantischen Lage des, gleich einem Adlerneste, über
die Gipfel hoher spitzer Felsen ragenden Schlosses.
1705-1713: Im Spanischen Erbfolgekrieg dürfte die Burg wieder
unter Kriegshorden gelitten haben.
1740: Bei einem heftigen Sturm stürzen Teile des alten Schlossgemäuers
um. Zum Wiederaufbau kam es nicht.
1742: beherbergte Weißenstein den letzten schrecklichen
Gast, den berüchtigten Pandurenführer Trenck. Er wütete
durch den Bayerischen Wald und setzte sich mit seinen wilden Horden auf
der schon ruinenhaften Burg fest, um sich der großen Magazine der
Franzosen in Schloß Au zu bemächtigen, was ihm auch trotz feindlicher Übermacht
gelang. Der Burg bereitete man den endgültigen Garaus.
1762: Aus Rechnungen wird ersichtlich, dass nur die Amtswohnung,
die Wirtschaftsgebäude und der kurfürstliche Kasten notdürftig
repariert wurden.
In der Burg blieb alles Leben erstorben bis auf den heutigen Tag.
1803: Nach der Säkularisierung wurden die benutzbaren Gebäude
und die Gründe an Private verkauft. Der Kasten ging an den Bader Josef
Vogl, dessen Nachfolger ihn 1918 an Siegfried von Vegesack veräußerte.
Die Burgruine blieb in den Händen des Staates.
1817: Errichtung der Kapelle nördlich der Burgruine durch
die Weißensteiner Dorfbevölkerung.
1842: Der ziemlich gut erhaltene Burgturm wird vom Staat ausgebessert
und mit Treppen versehen.
1910: Der Turnverein Regen erstellt ein fünf Meter hohes
Kreuz auf einem Felsen westlich des Burgturms.
1918: Am 18. März erwirbt der baltische Schriftsteller Siegfried
von Vegesack den Kasten neben der Burg und macht ihn zu seiner Dichterheimat.
Er steckt viel Geld und Mühe in den Kasten und nennt ihn wegen des
Aufwandes für die Instandsetzung „Das fressende Haus“. Der Name sollte
dem Kasten bleiben.
1970-1972: Das gesamte Mauerwerk der Burgruine wird nachverfugt. Das
900 Jahre alte Gemäuer war einst mit heißem Kalkmörtel
erstellt worden
1974: Nach dem Tod des 86jährigen Dichters stand der Kasten
leer.
1978: Die Stadt Regen erwirbt den Kasten, um zusammen mit dem „Förderkreis
Weißensteiner Burgkasten, Rettet das Fressende Haus“ das Gebäude
in ein Museum mit Ausstellungsräumen umzubauen.
1983: Der Burgkasten wird als Museum „Das fressende Haus“ eröffnet.
Niveauvolle Ausstellungen und Autorenlesungen bringen neues Leben
in den alten Kasten.

© Ingeborg Seyfert

Die Freunde der Burganlage Weißenstein e.V. bedanken sich
sehr herzlich
bei Frau Ingeborg Seyfert, Schriftstellerin, Historikerin, sowie Archivpflegerin
im Altlandkreis Regen,
für die Bereitstellung dieser Teile aus ihren Ausarbeitungen zur Geschichte
von Weißenstein.


Siegel